Warum brauchen wir Feuchtwiesen

Die Stabilität jedes Systems hängt davon ab, wie breit es gestellt ist. Das ist logisch. Wenn eine Firma nur drei Kunden beliefert oder nur fünf Produkte herstellt, ist sie nicht zukunftsfähig. Beim Wegbrechen eines Kunden oder dem Auslaufen eines Produktes können die anderen diesen Umsatzverlust nicht ausgleichen und die Firma geht pleite.

So gesehen hat sich das die Mutter Natur gut überlegt, als sie in den Millionen von Jahren so viele unterschiedliche Pflanzen und Tiere, angepasst an unterschiedliche Standorte (Lebensräume) entwickelte. Wenn eins durch eine Krankheit oder Veränderung der Lebensbedingungen ausstirbt, können das die anderen abfangen und die Natur erholt sich.

Die Stabilität des Ökosystems auf der Erde, deren Teil auch wir Menschen sind, hängt aber davon ab, dass der Natur nur so viel entnommen wird, dass sie sich noch alleine erholen kann. Das nennt man nachhaltiges Handeln. Wenn wir beispielsweise überall nur Mais anpflanzen, haben wir weniger Insekten und dadurch auch irgendwann weniger Vögel. Die Stabilität entgleist, das System wird anfälliger.

Das die Natur immer größere Probleme hat sich zu erholen, dafür gibt es genug Untersuchungen (mittlerweile schon seit 30 Jahren). Und wer mit offenen Augen durch die Gegend läuft, merkt es auch ohne die Wissenschaftler (Stichwort Insektensterben, Artenvielfalt in den Monokulturen usw.).

Jedes kleine Projekt hat so seine Daseinsberechtigung. Jeder kleine Wildblumenstreifen, jeder Kräuter- oder Gemüsegarten, jedes Vogelhäuschen, jede Feuchtwiese.

Was sind aber Feuchtwiesen? Und wozu gerade die in Bornholte?

Feuchtwiesen sind Flächen, die einen hohen Grundwassergehalt haben, der im Verlauf des Jahres stark schwankt. Manchmal sind sie an Bächen oder Flüssen angegliedert und bieten dem Wasser eine Fläche zum Ausweichen bei Überschwemmungen. Manchmal sammelt sich dort Regenwasser, weil sie ein bisschen tiefer liegen und der Boden nicht ganz durchlässig ist. Das ist auch der Fall bei der Bornholter Wiese am Schmiedestrang.

Die Feuchtwiesen sind durch ihren Standort (Wasserhaushalt, Nährstoffgehalt, Säuregrad des Bodens) ein Zuhause für seltene Tier- und Pflanzenarten. Es gibt hier Seggen, Binsen, Wiesenschaumkraut, aber auch Orchideen oder Giftpflanzen. Man findet hier neben rund 3.000 Insektenarten auch Kröten, Frösche und viele bedrohte Vogelarten (wie z.B. Kiebitze).

Die Wiese in Bornholte hat eine natürliche Mulde, in der vor allem im Frühling und nach dem Regen Wasser steht. Oft ist der Boden aber nur nass (und im Sommer trocknet er auch mal aus). Eben in diesem Feuchtbiotop leben viele speziellen Pflanzen und Tiere. Durch kleine Maßnahmen wie z.B. die Vertiefung der Mulde zu einer Blänke (anders: kleiner Tümpel) mit einer Tiefe von ca. 30 cm können sich noch mehr unterschiedliche Pflanzen- und Tierarten ansiedeln, die für Feuchtwiesen typisch sind.

Der große Vorteil der Bornholter Feuchtwiese ist ihr Standort. Natürlich ist sie biologisch wertvoll, obwohl sie nur ca. 1 Hektar groß ist. Sie liegt aber auch relativ zentral, nur ein paar Hundert Meter von der Grundschule entfernt, in direkter Nachbarschaft des Schulgartens und auf dem Weg zum Holter Wald. Durch einen Steg und Infotafeln (und evtl. auch durch umweltpädagogische Angebote) könnte man Kinder und Erwachsene für das Thema sensibilisieren. Es ist noch nicht zu spät. Und gerade deswegen würde sich die Aufwertung, die wir als Verein vorschlagen, lohnen. Eine Feuchtwiese an der Dalke in Gütersloh.

Eine Feuchtwiese im Stadtpark Gütersloh.

Eine Feuchtwiese an den Sammelteichen in Schloss Holte.